Dieses Tutorial ist für alle, die zu geizig für Kaufschnittmuster sind, sich aber selbst noch nicht so ganz „freischnauze“ an die Kapuze trauen. Zunächst: Eine Kapuze ist unheimlich praktisch, stylisch und kann ein ansonsten schlichtes Oberteil enorm aufwerten. Im folgenden werde ich euch zunächst zeigen, wie ihr Schritt für Schritt ein eigenes Schnittmuster für ein Oberteil mit Kapuze (optional: Ärmel) für eure Maße konstruieren könnt. Im Anschluss gibt es ein paar Tips zum Zusammennähen, sowie Anregungen für weitere Varianten. Als Referenzwert werde ich bei den Maßen einfach immer meine Maße angeben, ihr könnt die Kapuze und den Pulli aber natürlich auch nach eigenen Maßen fertigen (deshalb machen wir das ja….). Achtung, hier wird nicht nach Körpermaßen gearbeitet, sondern nach den Maßen, die das Kleidungsstück später haben soll! Meine Kapuze ist sehr überdimensioniert. Wenn ihr unsicher seid, könnt ihr auch an einem Kapuzenpulli nachmessen, bei dem euch die Kapuze gefällt. Das tolle an diesem Tutorial: In jedem Schritt entsteht bereits eine Variante eines tollen Kapuzen-Kleidungsstücks. Der besseren Lesbarkeit halber werde ich jeweils die Schritte, die zum Abschluss des Kleidungsstückes führen in kursiv schreiben, dh. den Teil könnt ihr überspringen, wenn ihr mit dem nächsten Schritt fortfahren wollt.
Zutaten:
– Lineal/Maßband (am besten beides)
– Bleistift, Schere
– ein ausreichend großes Papier (ich nehm immer Packpapier von der Rolle)
Konstruktion Kapuze
Dafür falten wir unser großes Papier einmal in der Mitte. Die Knickkante bildet die Linie D. Im Rechten Winkel zur Linie D verläuft die Linie, die ich im Bild mit 1/2 A bezeichnet habe. Warum 1/2 A? Da wir das ganze später ausklappen wollen, müssen wir für die Konstruktion im Stoffbruch den späteren Wert A halbieren.
- A= Umfang des „Einschlupfloches“ (82 cm)
- 1/2 A= einfache Weite des „Einschlupfloches“ (41 cm)
- B= Verlauf der Naht am Hinterkopf (58 cm)
- C= „Tiefe der Kapuze“ (29 cm)
- D=Kragenhöhe der Kapuze (18 cm)
- E= Gesamthöhe der Kapuze (51 cm)
ZUSCHNEIDEN und NÄHEN: Einfach zwei Kapuzen (Oberstoff und Futter) im Stoffbruch (Bei Linie D) mit Nahtzugabe (1 cm) zuschneiden. Dann jeweils bei jeder Kapuze Linie B zunähen. Die Kapuzen rechts auf rechts ineinander ziehen und an den Kanten, wo später das Gesicht rausgucken soll die beiden Kapuzen aneinander nähen. Wenden. Unterkante umklappen und absteppen oder mit Schrägband einfassen. Fertig ist der Wende-Kapuzenhut.
Konstruktion Kapuzenloch
Als nächstes konstruieren wir ein Loch. Um genau zu sein, die Kopföffnung eures Oberteils an dem die Kapuze später festgenäht wird.
Für die bessere Übersich habe ich hier die Kapuze mal aufgeklappt.
Zunächst legt ihr das Maß X fest. X ist die frontale Breite eurer Kapuze, was man an dem Bild, wo ich das Schnittmuster an der Schneiderpuppe gepinnt habe ganz gut erkennt. X ist gleichzeitig euer Rückenausschnitt, deshalb sollte er leicht bogenförmig verlaufen. D haben wir ja schon festgelegt als die Kragenhöhe der Kapuze, allerdings müssen wir noch ein paar cm dazurechnen (gestrichelte Linie) um das „Kopfloch“ nicht zu weit nach vorne zu verschieben. Alternativ könnte man auch nur den Wert D nehmen und die Oberkante X stärker Bogenförmig zuschneiden.
- X= Ausschnittbreite vorne/hinten (24 cm)
- D= Kragenhöhe vorne (18 cm)
- gestrichelte Linie= Zusatz Rückenausschnitt (7 cm)
- A= Umfang des Einschlupfloches (82 cm)
Es empfiehlt sich, das Einschlupfloch im Bruch zu konstruieren. Dh. ihr klappt euer Papier zusammen (D ist dann die Knickkante), messt D+7 cm ab. Dann zeichnet ihr 1/2 X ein. Wenn ihr dann die Endpunkte von X und D parabelförmig verbindet sollte eure Strecke eine Länge von 1/2*(A-X) sein. Klingt kompliziert, ist es aber eigentlich nicht. Die Kapuze lässt sich dank des Kapuzenloch in jedes beliebige Schnittmuster oder fertige Kleidungsstück einsetzen. Auch mit diesem Teilschritt lässt sich wieder ein Kleidungstück konstruieren: Ihr nehmt eine an der Kante B unversäuberte, jedoch schon gefütterte Kapuze. Dann nehmt ihr ein großes Stoffstück (egal ob rund oder eckig), legt die Schablone für das Einschlupfloch in die Mitte oder nach Geschmack auch leicht seitlich versetzt. Anzeichnen, ausschneiden und die Kapuze in das entstandene Loch einsetzen. Die Linien D bezeichnen jeweils die vordere Mitte. Fertig ist ein Cape mit Kapuze.
Konstruktion Oberteil
Wäre jetzt ganz nett die Kapuze nicht nur für Capes, sondern auch für Oberteile zu nutzen, oder? Dafür habe ich ein Oberteil aus meinem Kleiderschrank genommen und aufs Papier gebracht. Die Länge (H) zu übertragen ist noch ziemlich einfach. Auch die Schulterbreite ist keine große Kunst. Bei den Ärmeln muss man wohl ein wenig kniffeln, am besten eignet sich ein Oberteil, bei dem die Ärmel abgeschnitten wurde. Achtung: bei Tanktops sind die Ärmel oft zu weit ausgeschnitten. Wie ihr sehen könnt habe ich auf dem Bild unten schon unser Kapuzenloch ausgeschnitten. Beide Schnittmuster aneinandergelegt ergeben das Rückenteil des Oberteils. Lässt man das Kapuzenloch weg, hat man das Vorderteil. Nun zur Weite G. Das hängt stark davon ab, ob man einen dehnbaren oder nicht dehnbaren Stoff verwendet. Wie dehnbar die Vorlage ist. Bei einem dehnbaren Stoff könnt ihr das Oberteil beliebig eng machen und wenn ihr möchtet auch taillieren. Bei einem nur wenig oder gar nicht dehnbaren Stoff gibt es einen Trick, wie ihr das Oberteil möglichst eng bekommt: Ihr nehmt eine Schnur oder einen Schal und knotet sie auf die Weite G, die ihr gerne für das Oberteil hättet. Wenn ihr sie bei einer „Anziehprobe“ noch ohne Probleme über Schultern und Brust bekommt, dann kommt ihr auch ins Oberteil und könnt die Weite der Schnur übernehmen.
- F= Ärmelausschnitt (21 cm)
- G= Breite das Oberteils. (41 cm)
- H= Länge des Oberteils von Schulter bis Saum (67 cm)
NÄHEN: Vorder- und Rückseite des Oberteils werden an den Schultern und an den Seitennähten zusammengenäht. Die Kapuze haben wir mit ihrem Futter vernäht und gewendet. Naht A der Kapuze ist noch offen. Nun wird die Kapuze reichts auf rechts ins Kapuzenloch eingesetzt. Kann je nach belieben auch noch abgesteppt werden. Wer ein ärmelloses Oberteil möchte kann bei Jersey die Ärmelausschnitte und den Bund offenlassen. Ansonsten kann man mit Schrägband, Rollsaum oder Spitze die Ränder versäubern. Wer Ärmel möchte, der sehe sich den nächsten Schritt an.
Konstruktion Ärmel
Heureka. Tatsächlich kann man schon bis auf den letzten Schritt alle anderen Arbeitsschritte fertigstellen und die Entscheidung, ob man gerne Ärmel haben möchte bis zum Schluss herauszögern.
- F= Ärmelkugel sollte von der Strecke dem Ärmelausschnitt entsprechen (21 cm)
- J1= Umfang Oberarm (31 cm)
- J2= Umfang Handgelenk (23 cm)
- H/i= Ärmellänge von der Schulter bis Handgelenk (64 cm)
Wer aufmerksam ist, dem fällt sicher auf, dass mir ein Fehler unterlaufen ist und ich die gleiche Strecke mit unterschiedlichen Buchstaben bezeichnet habe (H/i) – kann ja mal vorkommen, es ist die gleiche Strecke gemeint. Der Ärmel ist achsensymmetrisch an i/H, ist zwar nicht 100% korrekt konstruiert, reicht aber insbesondere für dehnbare Stoffe vollkommen aus. Der Ärmel wird nach dem Zusammennähen an der Unterkante in das Ärmelloch des Oberteils eingesetzt. Die Ärmelsäume konnen umnäht/mit Schrägband oder Bündchen eingefasst oder einfach umgeschlagen und abgesteppt werden.
Fertig!
Viel Spass beim Ausprobieren! Sollte noch etwas unklar sein, könnt ihr mir gerne schreiben 🙂
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